Entwicklung von Schildkrötenhals und -schädel wohl eng verknüpft

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Schildkröten sind schon wahrlich außergewöhnliche Tiere. Sie sind die einzigen Wirbeltiere, deren Schulter- und Beckengürtel innerhalb des Brustkorbs liegen. Außerdem haben sie als einzige Reptilien einen anapsiden Schädel. Das bedeutet, dass der Schädel mit Ausnahme der Augen- und Nasenhöhlen, keinerlei Schädelfenster besitzt. Sämtliche andere Reptilien mit anapsiden Schädeln sind ausgestorben. Dabei geht man aber davon aus, dass der Schädel der Urschildkröte durchaus Schädelfenster hatte, die sich im Laufe der Evolution geschlossen haben. Die Evolution der Schildkröte gibt den Forschern immer noch viele Rätsel auf. Immerhin konnten in den letzten Jahren einige Fragen um die Entwicklung des Panzers geklärt werden.


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Wie genau sich der Schädel jedoch entwickelte, weiß man noch nicht. Nicht nur die Form an sich ist einzigartig, auch die Flaschenzug ähnliche Muskulatur des Kiefers. Bisher ging man davon aus, dass sich diese im Zuge eines geänderten Fressverhaltens entwickelt hat und der Schildkröte zu mehr Beißkraft verhalf. Ferraira et al. veröffentlichten jetzt jedoch einen Artikel, bei dem sie die Beißkraft untersuchten. Dazu analysierten sie die Schädel mehrerer Schildkröten verschiedener Zeitalter, die unterschiedliche Anordnungen der Kiefermuskulatur hatten. Das Ergebnis: Die Neuanordnung der Muskulatur im Kiefer, führte nicht zu einer höheren Beißkraft. Es deutet viel mehr darauf hin, dass die Veränderung der Muskulatur dazu führte, dass der Kopf sich versteifen konnte. Dieser wurde im Laufe der Evolution immer belastbarer.

Damit ein solch steifer Kopf bei einem so starren Körper möglich ist, braucht es einen flexiblen Hals, den Schildkröten in der Tat haben. Der Hals ermöglicht es der Schildkröte, trotz Panzer, sehr mobil zu bleiben und Beute zu machen. Die Forscher folgern daher, dass die Entwicklung von Hals und Schädel eng miteinander verbunden sein muss.

Myuchelys novaeguineae

Quellen: Ferreira, G.S., Lautenschlager, S., Evers, S.W. et al. Feeding biomechanics suggests progressive correlation of skull architecture and neck evolution in turtles. Sci Rep 10, 5505 (2020).
https://doi.org/10.1038/s41598-020-62179-5  

Uni Tübingen – Panzerpuzzle: Weiteres Teil der Schildkrötenevolution hinzugefügt

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