Inkubationszeiten Griechischer Landschildkröten

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  • Beitrag zuletzt geändert am:26. Mai 2023
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Zwischen Mai und Juli ist die Eiablage-Hochsaison bei Griechischen Landschildkröten. Der ein oder andere möchte gerne sein Glück versuchen und die Eier bebrüten. Doch welche Bedingungen müssen für eine erfolgreiche Bebrütung vorherrschen und wie sieht das ganze in der Natur aus? Im Folgenden bediene ich mich bei der „Langzeitstudie zum Fortpflanzungsverhalten von Testudo hermanni boettgeri und Testudo marginata“ von Mag.rer.nat. Robert Riener und meinen eigenen Erfahrungen.

Bei welchen Temperaturen kann eine Entwicklung statt finden?

Ohne die richtige Temperatur kann sich natürlich keine Schildkröte im Ei entwickeln. In der Arbeit „Incubation period and sex ratio of Hermann`s tortoise Testudo  hermanni boettgeri.“ von Eendebak 1995 zeigt dieser, dass bei konstanten Temperaturen von unter 23°C und über 34°C die Mortalitätsrate bei 100% liegt. Demnach muss die Temperatur also zwischen 23°C und 34°C liegen.

An dieser Stelle der Hinweis, dass es sich hierbei um konstante Temperaturen unter künstlichen Bedingungen handelt, die so in der Natur nicht gegeben sind. Zu diesem Thema später mehr.

Inkubationsdauer

In der selben Arbeit hielt Eendebak eine Relation zwischen Temperatur und Inkubationsdauer fest. Diese ist jedoch nicht (wie man vermuten könnte) linear, sondern zeigt einen Knick bei 27,5°C. Zwischen 25°C – 26°C liegt die Inkubationsdauer bei über 80 Tagen und zwischen 29°C – 34°C bei unter 60 Tagen. Ähnliche Werte fanden auch andere Forscher heraus.

Auch unter (Hobby-) Züchtern spricht man bei konstanten Temperaturen meist von einer Inkubationsdauer von 55-65 Tagen.

Bedingungen in der Natur

In der Natur sind die Temperaturen allenfalls über kürzere Zeiträume konstant und schwanken nicht nur innerhalb eines Monats sondern oftmals auch stark innerhalb eines Tages, denn Nachts kühlt es oftmals stark ab. Somit kann es in der Natur deutlich länger als 60 Tage dauern, bis die Schildkröten schlüpfen. In Rumänien dauert es besonders lange. Dort ermittelten Gruce und Raducan eine minimale Inkubationszeit von 110 und eine maximale von 124 Tagen. Dort schlüpfen die ersten Schildkröten erst zwischen Ende September und Anfang Oktober, während die ersten Schildkröten im nördlichen Griechenland schon im August schlüpfen.

Leider gibt es wohl nicht sehr viele Angaben über Inkubationszeiten in freier Wildbahn, weswegen ich an dieser Stelle über die tatsächlichen Zeiten nur spekulieren kann. Wenn im nördlichen Griechenland die Schildkröten im August schlüpfen und man davon ausgeht, dass die Eier im Mai oder Juni gelegt werden, dann müsste die Inkubationszeit dort irgendwo zwischen 60 und 90 Tagen liegen.

Wie sind meine Erfahrungen

Ich selbst versuche die Natur ein Stück weit zu imitieren, indem ich mit unregelmäßigen Temperaturen brüte und die wärmende Lampe Nachts ausschalte. 2013r habe ich Tagsüber mit Temperaturen zwischen 26°C und 35°C bebrütet (durchschnittlich mit 30,5°C) und Nachts für 6-10 Stunden (durchschnittlich 7) mit 22°- 28°C (durchschnittlich ca. 26°C) bebrütet.

Trotz dieser Abkühlungen befreiten sich alle Nachzuchten nach einer Inkubationszeit zwischen 59 und 64 Tagen. Eine traurige Ausnahme gab es mit der Schildkröte die nach 63 Tagen halb ausgebrütet versuchte zu schlüpfen.

Wie soll denn nun bebrütet werden?

Mit welchen Temperaturen innerhalb des Limits bebrütet wird, scheint fast schon egal zu sein, allerdings muss man im Hinterkopf behalten, dass die Temperatur einen wesentlichen Faktor auf die Geschlechterbildung der Embryonen hat. Bei niedrigeren Temperaturen schlüpfen mehr Männchen, bei höheren mehr Weibchen. Dies kann bei der Wahl der Temperatur ja berücksichtigt werden.

Einige Züchter berichten in Foren und auf privaten Homepages von einem erhöhten Aufkommen von Panzeranomalien bei konstanten, hohen Temperaturen (über 31°C), welche mit Nachtabsenkung seltener auftreten. Auch ich habe bislang nur zwei Tiere mit einer Panzeranomalie gehabt und halte eine nächtliche Temperaturabsenkung für Sinnvoll.

Eine spezielle Lampe, Brutkasten oder Substrat braucht es nicht zwingend für einen Erfolg, lediglich die Luftfeuchtigkeit sollte erfahrungsgemäß zwischen 70% und 80% betragen. Dazu am besten eine Schale Wasser mit in den Brutkasten geben. Wer seine Eier mit Wasser besprühen möchte, sollte dies nicht mit kaltem, sondern lauwarmen Wasser machen, da sonst Risse entstehen können. Ein Inkubator kann die Temperaturen deutlich stabiler halten als eine Lampe, eine Nachtabsenkung ist in den allermeisten Fällen dann aber nur durch Abschalten des Geräts möglich.

Erfahre mehr über die Zucht Griechischer Landschildkröten.

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