Winterstarre Griechischer Landschildkröten: Temperaturen aus Deutschland und den Habitaten im Vergleich

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  • Beitrag zuletzt geändert am:15. März 2024
  • Lesedauer:6 min Lesezeit

Wir befinden uns derzeit mitten im Winter, der dieses Jahr, trotz angekündigtem Jahrhundert Winter, wieder sehr mild ausfällt. Zumindest ist das bei uns im Rheinland der Fall. Wir hatten bisher kaum eine Nacht mit Temperaturen unter 0°C, sodass ich mir bisher keine großen Sorgen machen musste, dass es zu kalt sein könnte. In den nächsten Wochen soll es nachts zwar hin und wieder leichte Minusgrade geben, doch auch das ist noch lange kein Grund zur Beunruhigung. Doch viele, gerade unerfahrene, Halter machen sich wegen der Außentemperaturen oft Gedanken. Ist es für meine Schildkröte draußen im Winter zu kalt? Überleben Schildkröten Minustemperaturen? Kann ich meine Schildkröte im Garten überwintern? Solche und andere Fragen in Bezug auf die Durchführung der Winterstarre erreichen mich oft per Mail.

Viele trauen sich nicht ihre Schildkröte draußen überwintern zu lassen und packen sie daher in Kühlschrank, Garage oder Keller. Über die Vor- und Nachteile verschiedener Überwinterungsmöglichkeiten könnt ihr euch unter obigem Link informieren. In Schildkröten-Foren und Facebook Diskussionen, werden oftmals technische Ausstattungen empfohlen und Anleitungen gegeben, wie Schutzhaus oder Frühbeet im Winter zu beheizen sind. Dabei beziehen sich die Ratschlaggeber gerne auf die empfohlenen 4-6 Grad Idealtemperatur, wie sie in Ratgebern und Internetseiten oft zitiert wird und auf die vermeintlich hohen Temperaturen in dem ach so warmen Griechenland. Doch welche Temperatur verträgt oder braucht meine Schildkröte während der Winterstarre?

Das Klima in den Habitaten

Wenn es um Temperatur, Wetter oder Klima geht, schaue ich immer gerne auf die Gegebenheiten in den Habitaten der Schildkröten. Leider wird oftmals pauschalisiert und man muss sich selbst die Mühe machen und Recherche betreiben. Gunda Meyer de Rojas, lang erfahrene Halterin und Buchautorin, hat sich die Mühe gemacht und die Durchschnittlichen Temperaturen im Januar aus Deutschland und den Vorkommensgebieten europäischer Landschildkröten herausgesucht und übersichtlich in einer Karte zusammengefasst dargestellt.

Es ist sehr schön zu sehen, dass die Ostrasse der Griechischen Landschildkröte Testudo hermanni boettgeri (auf der Karte als Thb und Thherc gekennzeichnet) und die Westrasse Testudo hermanni hermanni (Thh) unterschiedliche Bedingungen vorfinden. So hat es Thh im Schnitt wärmer mit ähnlichen Temperaturen in den verschiedenen Vorkommensgebieten, während Thb es im Schnitt etwas kälter hat und mit verschiedensten Bedingungen leben muss, da sie auch weiter im Landesinneren vor kommt. Das legt die Vermutung nahe, dass Testudo hermanni boettgeri etwas weniger kälteempfindlich ist. Vergleicht man die Situation mit Deutschland wird deutlich, dass es bei uns kälter ist als in den Gebieten in denen die Westrasse beheimatet ist. Es wird aber ebenfalls deutlich, dass die Ostrasse teilweise in Gebieten lebt deren klimatische Bedingungen zu unseren durchaus ähnlich sind.

Für mich als Halter von Testudo hermanni boettgeri, heißt das vorsichtig erstmal Entwarnung. im Winter ist es bei uns durchschnittlich also gar nicht so viel kälter als in den Ursprungshabitaten der Griechischen Landschildkröte und die Winterstarre im Garten ohne komplexe Heizsysteme durchaus möglich. Unsere Schildkröten überwintern auch seit 40 Jahren draußen und verbuddeln sich einfach dort wo es ihnen am besten gefällt. In den Jahrzehnten haben sie verschiedenste Winter erlebt, teilweise mit längeren Perioden mit -10 Grad und kurzfristig auch mal etwas kälter. Wieso trotzdem vorsichtig? Die Karte zeigt die Durchschnittlichen Temperaturen. Lokal kann es natürlich deutlich kälter sein. Besonders ab der Mitte Deutschlands bis runter in den Süden wird es in den Gebirgen teilweise kälter sein. Auch die Dauer des Winters ist bei uns etwas länger, sodass es in einigen Regionen sinnvoll ist, den Herbst künstlich zu verlängern.

Ein aktives beheizen des Überwinterungsortes ist bei Thb, je nach Wohnort, also gar nicht nötig. Die empfohlenen 4-6 Grad beziehen sich auch nicht auf die Lufttemperatur, sondern auf die Umgebungstemperatur direkt am Tier, also die Erde in der sie verbuddelt ist. Sie dient als isolierender Puffer und schützt die Schildkröte bis zu einem gewissen Grad vor Frost. Es ist also nicht nötig ein Schutzhaus auf 4-6 Grad zu heizen. Auch wenn die Erde an der Oberfläche gefriert ist es nicht schlimm, solange die Schildkröte von dem Frost nichts abbekommt. Droht diese Gefahr, dann sollte man auf jeden Fall etwas dagegen unternehmen. Mit der Westrasse der Griechischen Landschildkröte habe ich leider keine Erfahrung, aber auf Grund der Grafik würde ich dazu anraten die Temperaturen für sei dann doch etwas wärmer zu halten. Ausschlaggebend ist aber immer die Temperatur in der Erde.

Ich möchte mich abschließend bei Gunda Meyer de Rojas für die freundliche Bereitstellung des Bildes bedanken. Vielen Dank, dass du dir diese Mühe gemacht hast, um zur Aufklärung einer artgerechten Haltung von Schildkröten beizutragen. In ihrem Buch hat sie 50 Fragen in Bezug auf die Winterstarre zusammen getragen und beantwortet, was sicherlich einige interessieren dürfte.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Elisabeth

    Hallo
    Wie ist dass dan wenn die erde um die schildkröde 2-3°°grad ist muss man sie dann aus buddeln ?
    Und dan ?
    Gruss Elisa

    1. Villa Amanda

      Hallo Elisabeth,
      Ich weiß nicht ganz worauf du mit deiner Frage abzielst, aber ich vermute dir geht es darum das 2-3 Grad zu kalt wären oder?
      2-3 Grad sind immer noch in Ordnung. Das wichtigste ist, dass die Schildkröten keinen Frost abbekommen. Die östliche Unterart kann zwar auch diesen kurzzeitig aushalten, aber riskieren sollte man es nicht.

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