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Winterschlaf, Winterstarre oder Winterruhe. Im Internet werden viele Begriffe für die Winterzeit verwendet, in der die Schildkröten unter der Erde versteckt sind. Die Winterstarre gehört bei Griechischen Landschildkröten zum natürlichen Jahreszyklus dazu. Leider ist das noch nicht bei allen Haltern angekommen. Viele Halter haben Angst vor der Winterstarre oder führen sie auf Grund von Fehlinformationen falsch durch. Ich möchte euch die Angst  davor nehmen und empfehle ganz klar, sie bei jedem gesunden Tier durchzuführen. Auf dieser Seite erfahrt ihr alles über die Winterstarre, welche Bedingungen beachtet werden müssen, wo der perfekte Ort ist, wie man seine Schildkröte darauf vorbereitet und was während der Winterstarre passiert.

Winterschlaf oder Winterstarre?

Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass Schildkröten keinen Winterschlaf sondern eine Winterstarre halten. Der Unterschied zum Winterschlaf besteht darin, dass Tiere aus der Winterstarre durch äußere Reize wie Lärm oder Berührungen nicht aufgeweckt werden können. Nur durch steigende Temperaturen wacht die Schildkröte wieder auf. Der Begriff Winterruhe ist auch häufig zu lesen. Die Winterruhe ist dem Winterschlaf sehr ähnlich. Tiere in der Winterruhe, senken ihre Körpertemperatur aber nicht soweit runter wie Tiere im Winterschlaf. Sie sinkt nur wenige Grad, während sie beim Winterschlaf auf unter 10 Grad fallen kann. Wenn im folgenden mal der Begriff Winterschlaf benutzt wird, meine ich aber eigentlich Winterstarre.

Warum halten einige Schildkröten eine Winterstarre?

Schildkröten sind, anders als wir Menschen, nicht in der Lage ihre Körpertemperatur selbst zu regulieren. Sie sind dafür auf die Sonne angewiesen. Im Winter ist die Sonne allerdings nicht mehr stark genug und scheint außerdem viel zu kurz. Bei niedriger Körpertemperatur können die Organe jedoch nicht einwandfrei arbeiten. Um die kalte Zeit zu überstehen, halten Schildkröten eine Winterstarre. Dies tun selbstverständlich auch die Allerkleinsten von ihrem ersten Lebensjahr an. Es kommt sogar vor, dass spät im Jahr geschlüpfte Griechische Landschildkröten in kälteren Regionen nach dem Schlupf direkt unter der Erde bleiben und erst nach ihrer ersten Winterstarre an die Oberfläche kommen. Nicht alle Schildkröten halten eine Winterstarre. Griechische Landschildkröten, sowie alle anderen europäischen Landschildkröten aber schon.

Was passiert während der Winterstarre?

Während der Winterstarre reduziert sich der Stoffwechsel auf ein absolutes Minimum. Herz- und Atmungsfrequenz sinken sehr stark ab. Weder Verdauung noch Wachstum finden in dieser Zeit statt und die Schildkröte bewegt sich so gut wie gar nicht. In diesem Zustand verbraucht die Schildkröte kaum Energie. Dadurch ist es ihr möglich mehrere Monate ohne Nahrung auszukommen.

Welche Bedingungen gilt es zu beachten?

Die Griechische Landschildkröte Testudo hermanni boettgeri starrt etwa 4-5 Monate lang. Die Winterstarre sollte selbstverständlich in den kalten Monaten des Jahres an einem dunklen Ort gehalten werden. Als grobe Richtlinie: Von ende Oktober bis Mitte März. Die Temperatur der Erde sollte dabei zwischen 4° und 6° Celsius liegen.

Da die Winterstarre für kranke Tiere ein gewisses Risiko darstellt, solltet ihr bei kranken Tieren mit einem erfahrenen Tierarzt abklären, ob diese eine Starre halten sollten oder nicht. Bevor es endgültig in die Winterstarre geht, solltet ihr eure Schildkröte noch einmal durchchecken.

Seine Schildkröten auf die Winterstarre vorbereiten

Adulte Griechische Landschildkröte

Sinkende Temperaturen leiten bei den Schildkröten die Winterstarre ein. Sie werden immer inaktiver und stellen irgendwann die Nahrungsaufnahme ein. Fällt die Körpertemperatur unter einen bestimmten Grenzwert, verfallen die Tiere in die Winterstarre. Daher ist es wichtig diese Bedingung zu erfüllen, denn sonst bleiben sie weiterhin wach. Schon zu Beginn des Herbstes sollten die Wärmelampen daher gegen kühlere getauscht werden un die Betriebsdauer Woche für Woche reduziert werden. Die Schildkröten sollten daraufhin von sich aus weniger aktiv sein und weniger fressen. Sollte es schon recht früh Frost geben, sollten die Schildkröten vor diesem geschützt werden, wenn sie sich noch nicht richtig verbuddelt haben. Um eine verfrühte Winterstarre zu vermeiden, muss eventuell in den letzten Wochen noch etwas zu geheizt werden. Hier sind Frühbeete und Gewächshäuser klar von Vorteil. Sie heizen sich auch bei wenig Sonne recht gut auf und bieten den Tieren einen warmen Platz, auch wenn es draußen schon zu kalt ist. Bevor die Schildkröten endgültig in die Winterstarre gehen, sollte auch noch ein kleiner Gesundheitscheck durchgeführt werden.

Der richtige Überwinterungsort

Es gibt verschiedene Möglichkeiten seine Schildkröten den Winter über unterzubringen. Manch einer lässt seine Schildkröte draußen starren, andere packen sie in der kalten Jahreszeit in den Kühlschrank. Nicht wenige werden dafür von anderen schief angeschaut. Im folgenden stelle ich die verschiedenen Möglichkeiten vor , beleuchte sie auf ihre Tauglichkeit und mache auf mögliche Probleme und Gefahren aufmerksam.

Winterstarre im Freigehege

Dies ist der natürlichste Ort, macht aber auch vielen Menschen Angst, dass die Schildkröten erfrieren könnten. Es gibt zwei Varianten für die Überwinterung im Freigehege. Die Tiere können sich entweder an einer beliebigen Stelle verbuddeln oder man packt sie in eine sogenannte Überwinterrungsgrube.

Die Überwinterungsgrube

Eine speziell eingerichtete Überwinterungsgrube ist zumeist ein isoliertes Becken, dass in den Boden eingelassen ist und einen Deckel bekommt. Diesen kann man noch mit einer Heizung ausstatten. Alternativ kann die Grube auch direkt mit einem vorhanden Frühbeet oder Schlafhaus kombiniert werden. Im Internet findet man ausführliche Anleitungen für den Bau einer Überwinterungsgrube. Für Regionen mit sehr strengen Wintern ist dies eine gute Möglichkeit seine Schildkröten draußen überwintern zu lassen. Es muss allerdings nicht zwingend in den Boden eingelassen werden. Es gibt natürlich auch freistehende Varianten, diese haben allerdings den Nachteil, dass die Seiten stärker den Temperaturen ausgesetzt sind. Ausgestattet mit entsprechender Technik lässt sich die Grube komplett frostfrei halten und sie bietet obendrei noch Schutz vor Fressfeinden. Ein Nachteil ist, dass die Schildkröten aktiv dort hineingesetzt werden müssen und im Frühjahr gegebenenfalls auch wieder ausgebuddelt werden müssen. Da gilt es natürlich den richtigen Zeitpunkt zu finden und das ganze nicht zu abrupt zu machen.

Winterstarre ohne Überwinterungsgrube

In Regionen mit milden Wintern (selten kälter als -5° bis -10° Celsius), wie bei uns im Rheinland, ist man nicht zwingend auf eine Überwinterungsgrube angewiesen und die Schildkröten können sich dort verbuddeln, wo sie die günstigsten Bedingungen finden. Das wichtigste ist es, dass sich die Tiere tief genug einbuddeln können, dann können sie auch nicht erfrieren. Die Erde ist eine gute Isolierschicht und schützt vor Frost. Es dauert wirklich eine ganze Weile, bis sich der Frost tief in den Boden frisst. Unsere adulten Schildkröten buddeln sich irgendwann einfach ganz von alleine weg und das tief genug, um nicht zu erfieren. Die folgende Karte, die mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde, verschafft euch einen Überblick über die mittleren Temperaturen in Deutschland im Vergleich zu denen in den ursprünglichen Lebensräumen.

Wichtig für die Beurteilung, ob eine Überwinterrung ohne Grube möglich ist, ist die Anzahl der Frost und Eistage im Wohnort. Ein Frosttag ist ein Tag, an dem das Temperaturminimum unterhalb von 0° Celsius liegt. Ein Eistag ist ein Tag, an dem das Temperaturmaximum unterhalb von 0° Celsius liegt. In Regionen, in denen die Anzahl an Frosttagen nicht mehr als 60-70 Tage und die Anzahl der Eistage nicht mehr als 10-15 Tage beträgt, sollte eine Winterstarre im Freien möglich sein. Ein Anhaltspunkt geben die beiden folgenden Karten

Winterstarre im Kühlschrank

Oftmals wird man erstaunt angeschaut oder sogar belächelt, wenn man erzählt, dass man im Winter Schildkröten in seinem Kühlschrank hat. Dabei bietet die Überwinterung im Kühlschrank einige Vorteile. So ist es sehr leicht die erforderlichen Temperaturen zu halten, die Tiere sind vor Feinden geschützt und man kann sie sehr gut überwachen. Sollte sich eine Schildkröte zu früh ausbuddeln, weil ihr etwas fehlt, droht sie nicht direkt zu erfrieren. Das kann bei Tieren sinnvoll sein, die vorher krank waren und der Arzt eine Überwachung empfiehlt.

Griechische Landschildkröte Kühlschrank Überwinterrungsbox für die Winterstarre

In einer Box mit Erde können sich die Tiere vergraben und die Temperaturen im Innern mit einem Thermometer leicht überwacht und im Kühlschrank einfach reguliert werden. Der Kühlschrank sollte regelmäßig gelüftet, um frischen Sauerstoff zuzuführen, und die Erde nachgefeuchtet werden. Zu diesem Zweck greifen einige auf Sphagnum Moos zurück, welches angefeuchtet oben auf die Erde gelegt wird. Alternativ kann auch ein feuchtes Küchentuch über die Überwinterungskiste gelegt werden. Die Erde darf jedoch nur leicht feucht sein und keines Falls nass. Kleiner Tipp: Wasserflaschen im Kühlschrank sorgen für gleichmäßigere Temperaturen und helfen dabei die 4-6 Grad zu erreichen.

Winterstarre im Keller oder der Garage

Auch diese Orte werden für die Überwinterung genutzt. Das Manko ist allerdings, dass es an diesen Orten oftmals etwas zu warm ist. Die Temperatur sollte maximal bei 6° Celsius liegen, was nur in wenigen Kellern erreicht wird. Daher würde ich diese Orte nicht empfehlen. Auch hier wieder die Schildkröten in eine Box mit Erde setzen, die ab und zu nachgefeuchtet wird.

Schildkröten aus der Winterstarre holen

Anfang bis Mitte März, nach ca. 4-5 Monaten, haben die Tiere genug gestarrt und man sollte sie langsam und nicht zu abruppt aus dem Winterschlaf holen.

Die Tiere die draußen überwintert haben werden von alleine zurück an die Erdoberfläche kommen. Dies dauert meist seine Zeit, da sich die Erde im Innern nicht so schnell erwärmt wie die Luft. Sind die Temperaturen jedoch seit Längerem schon sehr warm und ihr seht von den Tieren noch nichts, könnt ihr sie auch vorsichtig ausbuddeln.

Solche die den Winter über im Kühlschrank waren müsst ihr selbstverständlich manuell wecken. Dazu die Kühlschranktemperatur zum Ende der Starre hin schrittweise auf 8° bis 11° Celsius erhöhen. Die Box später an einen ähnlich warmen Ort (z.B draußen oder im Keller) platzieren. Die Schildkröten graben sich dann von alleine aus, was meiner Erfahrung nach bei den meisten Tieren recht flott geschieht. Manche lassen sich aber damit auch mehrere Stunden oder Tage Zeit. Sind die Tiere wieder an der Erdoberfläche, können sie richtig versorgt werden.