Gastbeitrag: Schildkröten – Überraschung in Nicaragua

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©B. Dix

Auf meiner zweiwöchigen Projektreise mit „pan y arte“ durch Nicaragua war ich auf vieles vorbereitet, hauptsächlich auf Entwicklungsprojekte kultureller Art, aber auch auf wunderbare Naturerlebnisse. Nur habe ich gar nicht erwartet, frisch geschlüpfte Lederschildkröten an der Pazifikküste zu sehen.

Wir starteten eines Tages nachmittags in dem Ort Las Penitas (ca. 20 km von Leon entfernt) mit dem Boot zu einer Fahrt durch einen Mangrovenwald. Mangroven wachsen dort, wo Süß- und Salzwasser aufeinandertreffen, hier ist es ein kleines Flüsschen, das in den Pazifik mündet und eine lange schmale Insel, Isla San Fernando ist ihm vorgelagert. Wir staunten hier schon über die Fauna, die wir wegen der guten Tarnung z.T. nur schwer entdecken konnten: Leguane, Mangrovenschwalben, Möwen, einen Waschbären, Krebse…

Während einer Pause besuchten wir die Isla San Fernando. 13 Familien, ehemals Fischer, die auch von der Abholzung der Mangrovenwälder lebten, arbeiten in dem Ecoturistico-Projekt „palo de oro“ und haben so ein Einkommen. Schildkrötenarten legen hier am Strand ihre Eier ab. Wir hatten nun das Glück, am Vortag geschlüpfte „tortuga baulas“, Lederschildkröten, zu sehen, diese Art kommt hier nur sehr selten vor. Sie kommen in großen Gruppen an den Strand und legen ca. 70 Eier in ein 40 cm tiefes Loch. Die Eier sind ungefähr so groß wie eine Billardkugel. Nach 55 Tagen

Eier der Lederschildkröte
Sandsäcke mit Eiern ©B. Dix

schlüpfen die Schildkröten und eilen zum Wasser. An diesem Ort versucht man nun die Gelege vorher ausfindig zu machen. Die Eier werden in mit Sand gefüllte Säcke gelegt und dann muss nur noch gewartet werden. Lederschildkröten werden ca. 2m lang, wiegen bis zu 120 Kilo und können 180 Jahre alt werden. Somit gehören sie zu den größten Meeresschildkröten. Der ärgste Feind für sie sind nicht die Reiher und Geier, die sie auf dem kurzen Weg ins Wasser versuchen zu fressen, oder die Waschbären, die gerne die Gelege ausräubern, sondern der Mensch. Oft verfangen sie sich in den Netzen der Fischer. Die Eier werden teuer auf den Märkten verkauft. Ein größeres Problem ist jedoch der im Pazifik treibende Plastikmüll, den die Tiere mit Quallen verwechseln und daran sterben; und dann noch die Erwärmung des Meeres. Sie sind vom Aussterben bedroht.

Lederschildkröten in Nicaragua
©B. Dix
Lederschildkröten in Nicaragua
©B. Dix
Lederschildkröten in Nicaragua
©B. Dix

Ein weiteres Projekt, in dem Schildkröten geschützt werden ist das ökologische Zentrum des „Los Guatuzos Reservats“ am Papaturro. Dort betreibt eine Kooperative des Dorfes eine Schildkrötenzuchtstation. Ein Großteil der aus den gesammelten Eiern aufgezogenen Schildkröten wird verkauft, z.B. an Tierhandlungen in Amerika und Europa, die restlichen Schildkröten werden wieder zurück in die Natur gesetzt und tragen so zum Erhalt dieser bedrohten Tierart bei. Es ist eine nachhaltige Win-Win-Situation.

Schildkröte in Nicaragua
©B. Dix
Schildkröte in Nicaragua
©B. Dix

Text und Fotos ©B. Dix

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